Heilpädagogische Frühförderung
Unsere Heilpädagogische Frühförderung auf der Grundlage des Sozialgesetzbuches IX, § 79, ist eine Fördermaßnahme, die wir zurzeit in ausgewählten Kindertagesstätten in den Stadtteilen Chorweiler und Kalk durchführen.
Die heilpädagogische Frühförderung in der Kindertagesstätte richtet sich an Kinder, die im Kindergartenalltag durch Probleme in ihrem sozial-emotionalen Verhalten auffallen und deren Integration in die Gruppe schwierig ist.
Die Heilpädagogische Frühförderung besteht aus einem mehrdimensionalen Angebot:
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Förderung in einer Kleingruppe,
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Elterngespräche,
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fachlicher Austausch mit den Erzieher /-innen,
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Zusammenarbeit mit Kinderärzten/-innen sowie Ärzten/-innen des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes des Gesundheitsamtes der Stadt Köln,
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Zusammenarbeit mit möglichen anderen zuständigen Institutionen.
Die Fördermaßnahme wird in enger Absprache mit den Eltern, der Kindertagesstätte und dem Kinderarzt organisiert und durchgeführt. Sie findet wohnortnah in der jeweiligen Kindertagesstätte statt.
Die gesetzliche Grundlage für diese spezielle Art der Förderung ist im Sozialgesetzbuch XII, §§ 53-60 verankert. Hier werden die Eingliederungshilfe und die Durchführung von heilpädagogischen Maßnahmen für behinderte Kinder und Kinder, die von einer Behinderung bedroht sind, geregelt.
Die heilpädagogische Frühförderung wird vom Sozialhilfeträger Landschaftsverband Rheinland (LVR) finanziert.
Der erste Schritt
Die Heilpädagogische Frühförderung wird in ausgewählten Kindertagesstätten in den Bezirken Chorweiler und Kalk angeboten. Besucht Ihr Kind eine dieser Kindertagesstätten und Sie machen sich Sorgen um die emotionale und soziale Entwicklung und Integration ihres Kindes, wenden Sie sich zunächst an die Erzieherin. Sie wird gegebenenfalls eine Vorstellung bei dem Arzt/der Ärztin des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes des Gesundheitsamts der Stadt Köln veranlassen.
Diese medizinische Untersuchung findet vor Ort in der Kindertagesstätte statt. Sollte ein heilpädagogischer Förderbedarf festgestellt werden, veranlasst der Arzt/die Ärztin die Förderung.
Eine Mitarbeiterin des Zentrums für Frühbehandlung wird daraufhin Kontakt zu Ihnen und der Kindertagesstätte aufnehmen.
Die Diagnostik
Nachdem der Ablauf der Heilpädagogischen Förderung mit den Eltern besprochen ist und die Bewilligung der Kostenübernahme durch den Landschaftsverband Rheinland vorliegt, findet die heilpädagogische Diagnostik statt. Mit Hilfe eines Testverfahrens ermitteln die Heilpädagoginnen die Stärken der Kinder und die Entwicklungsbereiche, in denen eine Unterstützung notwendig ist. Die Beobachtungen der Eltern und Erzieherinnen werden in die Diagnostik einbezogen, um ein ganzheitliches Bild der kindlichen Entwicklung zu bekommen.
Auf Grundlage der Ergebnisse wird ein individueller Förderplan erstellt.
Die Förderung
Die Förderung findet in der Regel vor Ort in der Kindertagesstätte statt und wird in einer Kleingruppe, bestehend aus zwei bis drei Kindern angeboten.
Die Kooperation mit der Kindertagesstätte
Ein zentrales Element in der Heilpädagogischen Frühförderung ist die enge Kooperation mit der Kindertagesstätte. Ein intensiver fachlicher Austausch mit den Erzieherinnen begleitet den gesamten Förderverlauf.
Die Elternberatung
begleitend zur Förderung bieten wir den Eltern verschiedene Beratungsleistungen an.
Parallel zur Förderung der Kinder finden regelmäßig Elterngespräche statt, in denen die Entwicklungsfortschritte des Kindes besprochen werden und das weitere gemeinsame Vorgehen abgestimmt wird.
Hier können auch Fragen und Sorgen zur Entwicklung, zur Erziehung oder zur Eltern-Kind-Interaktion besprochen werden.
Interessierten Eltern vermitteln wir Informationen über geeignete Spielmaterialien und Spielanregungen.
Dauer der Förderung
Die Förderung wird für zwei Jahre bewilligt bzw. bis zum Eintritt in die Schule.
Haben Sie noch Fragen?
Sind Sie sich nicht sicher, ob die oben beschriebene Vorgehensweise die richtige für Ihr spezielles Anliegen oder für Ihre Fragestellung ist? Dann rufen Sie uns bitte an! Wir besprechen mit Ihnen, ob unser Angebot grundsätzlich für Ihr Kind in Frage kommt und vermitteln Sie ggf. weiter. Bitte sprechen Sie unsere Kolleginnen in Chorweiler oder in Kalk an.
"In der Kita will kein Kind mit meinem Sohn spielen. Zuhause kann er sich nur schwer alleine beschäftigen. Es ist wirklich anstrengend mit ihm im Moment."
Markus ist vier Jahre alt und besucht seit einigen Monaten eine Kindertagesstätte im Kölner Norden. Schon nach wenigen Wochen der Eingewöhnung bemerkten die Erzieherinnen eine zunehmende motorische Unruhe im Gruppengeschehen.
Markus kann sich nur sehr kurz auf ein gemeinsames Spiel mit anderen Kindern einlassen, da seine Aufmerksamkeit sehr schnell durch andere Ereignisse in der Gruppe abgelenkt wird. Immer häufiger kommt es zu Streitigkeiten, bei denen Markus sich den anderen Kindern gegenüber sehr aggressiv verhält.
Bei der jährlich stattfindenden ärztlichen Untersuchung durch das Gesundheitsamt empfiehlt die Ärztin eine heilpädagogische Gruppenförderung durch das Zentrum für Frühbehandlung und Frühförderung.
Die Heilpädagogin nimmt daraufhin Kontakt zu Markus´ Mutter auf und lädt sie zu einem ersten Kennen lernen in die Kindertagesstätte ein. Die Mutter erzählt, dass sie sich in den vergangenen Wochen immer größere Sorgen um ihren Sohn gemacht habe. Zuhause habe sein unruhiges Verhalten stark zugenommen und er könne sich nur schlecht alleine beschäftigen. Seit der Trennung von ihrem Mann fühle sie sich durch die Erziehung ihres Sohnes überlastet.
Bevor das weitere Vorgehen und die Ziele der Förderung konkret besprochen werden, führt die Heilpädagogin eine Spielbeobachtung und einen Entwicklungstest durch, um die Entwicklungsprobleme einzugrenzen, aber auch um Markus Fähigkeiten und Stärken herauszufinden.
Die heilpädagogische Förderung findet von nun an einmal wöchentlich vor Ort in der Turnhalle von Markus´ Kindertagesstätte statt. Die beiden anderen Kinder in der Fördergruppe kennt er schon, da sie die Nachbargruppe besuchen. In der Kleingruppe lernt Markus, Spielabsprachen zu treffen und trainiert seine Konzentrationsfähigkeit. Weil Markus gerne klettert, stellt die Heilpädagogin vielfältige Bewegungsmöglichkeiten für ihn bereit.
So kommt Markus jede Woche sehr motiviert in die Förderung. Schnell lernt er, wie wichtig Regeln und Absprachen für das gemeinsame Spiel sind. Zunächst mit Unterstützung, im Verlauf der Förderung zunehmend selbstständig, kann Markus Konflikte immer besser verbal lösen und Spielabsprachen treffen und auch einhalten.
Spiele, die eine längere Konzentration erfordern, findet Markus nach wie vor sehr anstrengend. In kleinen Schritten lernt er, neue Strategien zu entwickeln, um störende Außenreize auszublenden. Auf diese Weise hat er auch hier erste Erfolgserlebnisse.
Begleitend führt die Heilpädagogin weitere Gespräche mit der Mutter, die in der Regel in der Kindertagesstätte stattfinden. So haben auch die Erzieherinnen die Möglichkeit, an einigen Gesprächen teilzunehmen. Gemeinsam überlegen sie, wie Markus´ Fortschritte in den Familienalltag übertragen werden können, und wie die Mutter entlastet werden kann. Mit Hilfe kleiner Rituale gelingt es der Mutter, den Alltag besser zu organisieren. Für sich und Markus richtet sie eine spezielle Spielzeit ein. Stolz kann er hier zeigen, was er im Kindergarten schon alles gelernt hat. Außerdem besucht die Mutter im nahe gelegenen Familienzentrum einen Kurs, um Erziehungsstrategien zu erlernen. Kleine „Ruheinseln“, die sie sich regelmäßig schafft, geben ihr Kraft für den Alltag.
Durch den regelmäßigen Austausch mit den Erzieherinnen bekommt die Heilpädagogin einen guten Eindruck von Markus´ Verhalten, seinen Fortschritten, aber auch von den noch bestehenden Problemen in der Gruppe.
Die Spielabsprachen, die Markus in der Kleingruppe einzuhalten gelernt hat, soll er nun auch im Kindergartenalltag treffen. Gemeinsam überlegen die Pädagoginnen, mit welchen Spielsituationen sie Markus die Umsetzung erleichtern können. Außerdem arbeiten sie Strategien zur Verbesserung seiner Konzentration aus.
Markus hat innerhalb eines Jahres große Fortschritte in seiner Entwicklung gemacht. Sowohl die familiäre Situation als auch der Kindergartenalltag haben sich deutlich entspannt. Die Mutter und die Erzieherinnen sehen der Einschulung im kommenden Sommer nun gelassener entgegen.